Stammt die Inspirationsquelle für ein neues Design aus vergangenen Zeiten, ist es eine besondere Kunst, diese in die Gegenwart zu übertragen. So geschehen mit «Amber», einem Polstermöbel, dem Roland Meyer-Brühl die Türe ins moderne Wohnzimmer öffnete.
Der Anblick von «Amber» weckt bei uns so einige Assoziationen, die meisten davon gehen wohl in Richtung Gemütlichkeit, Entspannung oder Geselligkeit. Weniger bringen wir das Polstermöbel mit einem Schreib- oder Amtszimmer aus früheren Zeiten in Verbindung. Doch genau dort liegt die ursprüngliche Inspirationsquelle, besser gesagt bei einem Einrichtungsgegenstand, dem Diwan. Handelte es sich einst um ein formales, zweckmässiges Möbelstück, so bietet es doch für die moderne Neuinterpretation einen grossen Gestaltungsfreiraum. Das fand auch Roland Meyer-Brühl und entwickelte eine umfassende Kollektion in Anlehnung an die niedrige, an der Wand eines Amtszimmers stehende Polsterbank ohne Rückenlehne. «Bei «Amber» handelt es sich um einladende, komfortable Polstermöbel mit einer betont horizontalen Ausrichtung dank stufenlos absenkbarer Arm- und Rückenlehnen und lose aufliegenden Kissen. Zur Kollektion gehören Einzelsessel ebenso wie grossformatige Sofas, auch solche über Eck, geprägt von weichen Polsteroberflächen und einer transparenten, geometrischen Gliederung. Das Design spiegelt Leichtigkeit wider, der Fokus liegt auf der handwerklichen Ausstattung. Zum Beispiel zeigt sich das in der gesteppten Sitzbasis und den Kissen von unterschiedlichen Formen und Grössen, von denen einige auch mit optionaler Knopfheftung angeboten werden», erläutert der Geschäftsführer und Designer. Sein erster Entwurf für «Amber» stammt aus dem Jahr 2014, damals war es ein Sofa – erstmals vorgestellt an der Möbelmesse 2015 in Köln – das den Anfang einer Kollektion beschrieb, die im Laufe der Jahre immer mehr Zuwachs bekam. Zuletzt mit dem Ecksofa «Amber Large», das sich durch eine vergrösserte Sitztiefe und niedrigen, quaderförmigen Armlehnen auszeichnet. Das Wohnprogramm ist modular aufgebaut, wodurch sich zahlreiche Kombinations- und Formationsmöglichkeiten ergeben. Beispielsweise können zwei Sofas auch mit einem Tisch anstelle eines Eckelements verbunden werden, woraus sich ein ganz neuer Look und eine praktische Ablagemöglichkeit ergibt. Auch hinsichtlich des gebotenen Komforts ist Flexibilität angesagt – nahezu alle Komponenten wie die Arm- und Rückenlehnen und erst recht die losen Kissen, lassen sich mit nur wenigen Handgriffen an die persönlichen Vorlieben anpassen. «Amber» ist eines von unzähligen Polstermöbeln im Portfolio des 1948 gegründeten Familienunternehmens Brühl & Sippold mit Sitz im oberfränkischen Bad Steben. Allen Produkten, angefangen bei Polstermöbeln über Tische und Stühle bis hin zu verschiedenen Einrichtungsgegenständen, liegt ein und dieselbe Design- und Formsprache zugrunde: sie ist facettenreich, leichthändig, international verständlich. Es ist die Handschrift Kati-Meyer-Brühls, die, neben Roland Meyer-Brühl und externen Designern wie Erik Magnusson, seit 2008 als Creative Director für die gestalterische Seite des Unternehmens verantwortlich zeichnet. «Für alle Designs, unabhängig davon, von wem sie stammen, gilt die Werterhaltung unseres Unternehmens. Wir stehen für langlebige, bedürfnisorientierte, zeitlos und anpassungsfähig gestaltete Möbel. Und natürlich für nachhaltiges Design», erklärt Roland Meyer-Brühl. «Die verschiedenen Modelle lassen sich gut untereinander kombinieren und sind in aller Regel mit abziehbaren Bezügen ausgestattet, wodurch auch im Nachhinein mit geringem Aufwand Veränderungen und Anpassungen möglich sind, ohne das ganze Möbelstück austauschen zu müssen. Auch das ist ein wichtiger Punkt hinsichtlich der Nachhaltigkeit.» Die Entwicklung des oberfränkischen Unternehmens, sowohl auf gestalterischer Ebene als auch hinsichtlich seines langjährigen Umweltengagements, blieb nicht unbeachtet. In den letzten Jahren wurde die Brühl & Sippold GmbH mit über 130 Designauszeichnungen und zahlreichen Zertifizierungen bedacht, darunter eine der wichtigsten, die für Klimaneutralität – und zwar schon im Jahr 2017. Mit «Amber» ist das Portfolio nun um eine weitere Möbelkollektion reicher, die beides, ein zukunftsgerichtetes Design und eine nachhaltige Herstellung, aufs Schönste vereint.
Text: Silja Cammarata
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 05•06/22