Die Betten von Hästens gehören zu den besten der Welt. Das macht sie begehrlich, auch oder gerade bei denen, die sich alles leisten können. Ein Besuch in der Traumfabrik im schwedischen Köping.
Wer die heiligen Produktionshallen besuchen darf, kommt an ihr nicht vorbei. An der «Wall of Fame» zeigen zahlreiche Prominente Gesicht, die sich öffentlich dazu bekannt haben, in einem Bett von Hästens zu schlafen. «Wir können die Bilder nicht kommentieren», sagt Charlotta Swan, Head of Public Relations. «Bitte keine Fotos, es handelt sich nicht um offizielle BotschafterInnen der Marke.» Die MitarbeiterInnen haben diese Bilder gesammelt und aufgehängt, denn bei dem Luxusbetten-Hersteller sind sie stolz darauf, dass Berühmtheiten wie Brad Pitt, Cristiano Ronaldo oder Beyoncé in ihren Betten schlafen. Die Marke weckt Begehrlichkeiten – auch bei denen, die nicht über Geld reden, sondern es einfach ausgeben – für Dinge, deren Qualität sie einfach überzeugt.
Ohne Zweifel gehören die Matratzen aus Schweden zu den hochwertigsten, auf denen man sein Haupt betten kann. Sie werden aus reinen Naturmaterialien wie Rosshaar, Baumwolle, Leinen und Schafwolle gefertigt und sind daher atmungsaktiv. Die Luft kann zirkulieren, es entsteht kein Wärmestau, der Körper kann sich entspannen und das tun, was er soll: Tief und erholsam schlafen. Seit sechs Generationen verfeinert das Familienunternehmen seine Handwerkskunst stetig. Natürlich hat das seinen Preis, der bei ca. 6000 Franken beginnt und sich bis in den sechsstelligen Bereich hochschrauben kann. Für die Modelle «Vividus» und «Grand Vividus» zum Beispiel. Letzteres entstand in Zusammenarbeit mit Designer Ferris Rafauli, besitzt Griffe aus Rochenleder und wurde, als man es 2018 lancierte, als teuerstes Bett auf dem Markt beworben. Gefertigt wird es in einem separaten Atelier von den HandwerkerInnen, die das grösste Know-how besitzen. Ein Jahr lang werden sie von Handwerksmeister Jan-Erik Leander ausgebildet, bevor sie sich an einen echten Auftrag wagen dürfen.
«Wir fahren nicht mehr zu Möbelmessen», sagt dieser, «es gibt einfach niemanden mehr, von dem wir uns etwas abschauen können.» Das klingt vielleicht ein wenig vermessen, wem jedoch ein Blick in die Produktionshallen vergönnt ist, zweifelt nicht an der Richtigkeit dieser Aussage.
Für ein «Vividus» werden 210 Kilogramm Naturmaterialien und 320 Stunden
aufgewendet, das entspricht der Arbeit von vier Monaten oder anders
gesagt: Die sorgfältige Ausführung einer einzigen Bestellung dauert 45
Tage – und selbst dann sind neun der weltweit besten Bettenbauer
gleichzeitig im Einsatz. Hier ein paar Facts: Der Bezugsstoff für jedes
Modell muss von ein und derselben Rolle kommen. Bevor er verarbeitet
wird, hängt er drei Tage zum Atmen aus, die Sprungfedern werden
siebenfach festgeknüpft. Die Matratze ist mit einer Steppstich-Technik
vernäht, die die Nähte separiert, so dass die Matratze flexibel und
weich bleibt. Ist das Produkt fertig, wird es von einem Handwerker
signiert.
Das Wunder geschieht gute 150 Kilometer von Stockholm
entfernt in der Traumfabrik in Köping. Vom Holzrahmen bis zum Topper
entstehen hier Schicht für Schicht Boxspringbetten, an denen – Hästens
ist seit 71 Jahren Königlicher Hoflieferant der Bernadottes – selbst
Prinzessinnen nichts zu mäkeln haben. 150 HandwerkerInnen fertigen die
insgesamt elf Modelle in Handarbeit, entflechten fest gespultes
Rosshaar, kombinieren es mit Lagen von Baumwolle und Flachs, nähen,
steppen, schneiden oder fixieren Bretter von langsam wachsender
nordischer Kiefer mit Schwalbenschwanzverbindungen.
Auf den ersten Blick
wirkt das charakteristische blau-weisse Karomuster, das sogenannte Blue
Check, vielleicht etwas befremdlich, aber es ist der Bestseller der
Marke für jedes Modell. Einen Ferrari kauft man schliesslich auch nicht
in Grün. Apropos, in Schweden lädt man gern Freunde ein, wenn man sich
ein Hästens-Bett geleistet hat und es geliefert wurde. Und wenn das
Muster stimmt, müssen die auch gar nicht nachfragen, wer das grossartige
Stück gefertigt hat.
Die Geschichte des Blue Check-Musters begann
übrigens 1978 und feiert in diesem Jahr ihr 45-jähriges Jubiläum.
Während die Geschichte von Hästens bis ins Jahr 1852 zurückreicht.
Damals nämlich eignete sich Pehr Adolf Janson das Handwerk eines
Sattlers und Matratzen-machers an. Die Matratze blieb, als nur zwei
Generationen später das Pferd durch das Automobil abgelöst wurde. Das
Unternehmen wird heute in sechster Generation von Jan Ryde geführt.
Welches Modell das richtige ist, kann man beim Probeliegen in einem der
sechs Schweizer Stores herausfinden. Auf TikTok posten Menschen sogar
Videos dieser Tests. Ein Hästens-Bett ist ein Status-Symbol für den
perfekten Schlaf, spätestens seit der kanadische Rapper Drake sein
«Grand Vividus» in einem seiner Songs verewigte. Was ihm natürlich einen
Platz an der «Wall of Fame» in Köping einbrachte.
HASTENS.COM
Text: Kirsten Höttermann, Fotos: Hästens
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 08•09/23