Regelbrecherin

Sie war eine der Grossen im dänischen Design und wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden: Nanna Ditzel entwickelte während ihrer mehr als 60-jährigen Karriere ihren eigenen Stil, der mit den oftmals strengen und formalen Designregeln brach.

Konzertsaalbestuhlung im «Radio House» mit dem «Trinidad-Chair», der 1993 von Nanna Ditzel entworfen wurde. Das Haus beherbergt heute die Königlich Dänische Musikakademie. Für den Entwurf des Stuhls wurde sie von Kolonialhäusern in der Karibik inspiriert, die oftmals mit ornamentalen Holzschnitzmustern verziert sind. Foto: Peter Vinther
Konzertsaalbestuhlung im «Radio House» mit dem «Trinidad-Chair», der 1993 von Nanna Ditzel entworfen wurde. Das Haus beherbergt heute die Königlich Dänische Musikakademie. Für den Entwurf des Stuhls wurde sie von Kolonialhäusern in der Karibik inspiriert, die oftmals mit ornamentalen Holzschnitzmustern verziert sind. Foto: Peter Vinther

In einer Zeit, als die Designwelt grösstenteils noch von Männern dominiert wurde und Namen wie Børge Mogensen und Hans J. Wegner als Vorreiter galten, schrieb sich die 1923 in Kopenhagen geborene Nanna Hauberg an der königlichen dänischen Akademie ein. Wie Mogensen und Wegner studierte auch sie unter Kaare Klint, dem dänischen Architekten und Möbeldesigner. Im Studium lernte sie ihren Mann Jørgen Ditzel kennen, mit dem sie 1946 nach Abschluss ihrer Ausbildung ein eigenes Designstudio in Kopenhagen gründete. Es folgten erste gemeinsame Entwürfe, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Nanna Ditzel brach schnell mit den strengen und formalen Designregeln der dänischen, männlich geprägten Formensprache. Ihre Designs wirkten dagegen weich, poetisch, oftmals skulptural, wie zum Beispiel der Hängekorbsessel «Egg», den sie 1959 entwarf. Auf die Frage, weshalb ihre Entwürfe meist organische Formen aufweisen würden, konterte sie, dass es in der Natur auch keine rechten Winkel gäbe. Sie experimentierte mit intensiven Farben, neuen Materialien und Techniken. Einige Jahre nach dem Tod ihres ersten Ehemannes zog Nanna nach England, wo sie mit ihrem zweiten Mann Kurt Heide 1971 das internationale Möbelhaus Interspace gründete. Nachdem sie zum zweiten Mal Witwe wurde, kehrte sie 1986 nach Kopenhagen zurück, dort arbeitete sie bis zu ihrem Tod 2005 wieder in ihrem eigenen Designstudio. Aus dieser Zeit stammt auch der «Trinidad»-Stuhl, den sie 1993 für das dänische Unternehmen Fredericia entwarf. Für die Entwicklung des Stuhls lotete sie oftmals die Grenzen der Technologie aus. Thomas Graversen, der Eigentümer von Fredericia, erklärt: «Manchmal ging sie über das hinaus, was man ihr technisch zutraute. Sie war gelernte Tischlerin, aber eigentlich Industriedesignerin, und sie hat so lange weitergemacht, bis sie das hatte, was sie wollte.» So auch beim «Trinidad»-Stuhl. Anlässlich ihres 100-jährigen Jubiläums würdigt Fredericia seine ehemalige Hauptdesignerin: Mit neuen Farben für «Trinidad» sowie einer limiierten Auflage des «Chaconia Chairs», einem Entwurf aus dem Jahre 1962.

FREDERICIA.COM
NANNA-DITZEL-DESIGN.DK

Nanna Ditzel – die Grande Dame des dänischen Designs (1923 – 2005). Sie liess sich zuerst als Möbelschreinerin ausbilden und studierte anschliessend an der Kunstakademie und der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Kopenhagen.
Nanna Ditzel – die Grande Dame des dänischen Designs (1923 – 2005). Sie liess sich zuerst als Möbelschreinerin ausbilden und studierte anschliessend an der Kunstakademie und der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Kopenhagen.
Den «Lounge Chair» hat Nanna Ditzel bereits 1962 entworfen, als Teil einer Einrichtung für das moderne Wohnzimmer, das nach ihrer Auffassung gängige Normen in Frage stellen und eher eine Raumlandschaft zum entspannten Sitzen und Faulenzen sein sollte. Zum Jubiläum hat Frederica 100 Stück des Loungers in einer limitierten Variante und unter dem Namen «Chaconia Chair» aufgelegt.
Den «Lounge Chair» hat Nanna Ditzel bereits 1962 entworfen, als Teil einer Einrichtung für das moderne Wohnzimmer, das nach ihrer Auffassung gängige Normen in Frage stellen und eher eine Raumlandschaft zum entspannten Sitzen und Faulenzen sein sollte. Zum Jubiläum hat Frederica 100 Stück des Loungers in einer limitierten Variante und unter dem Namen «Chaconia Chair» aufgelegt.
Er ist ein moderner Klassiker: Der «Trinidad-Chair» ist ein Entwurf von 1993 und wurde seitdem hunderttausendfach verkauft. Zum 100-jährigen Geburtstag der Designerin und dem 30-jährigen Bestehen des Stuhls hat Fredericia diesen in neuen Farben aufgelegt; Khaki, Nordblau und in Eiche.
Er ist ein moderner Klassiker: Der «Trinidad-Chair» ist ein Entwurf von 1993 und wurde seitdem hunderttausendfach verkauft. Zum 100-jährigen Geburtstag der Designerin und dem 30-jährigen Bestehen des Stuhls hat Fredericia diesen in neuen Farben aufgelegt; Khaki, Nordblau und in Eiche.

Text: Ursula Bünter, Fotos: Fredericia/Peter Vinther
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 08•09/23

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