Mehr See geht nicht

Die raffiniert verschachtelten Betonkuben mit raumhohen Fenstern inszenieren die Berge und den oberen Zürichsee perfekt. Durch die aufgeschüttete Landzunge bieten sich den BewohnerInnen auf zwei Seiten traumhafte Blicke aufs Wasser.

Was für ein Panorama: Nach Süden grenzt das Grundstück an eine geschützte Bucht mit direktem Zugang zum Zürichsee, im Hintergrund sind die von Wolken weichgezeichneten Berge zu sehen. Auf dem Boden wurden massive Dielen aus Douglasie verlegt, von Dinesen. Blickfang um den Esstisch sind die Schalensessel «Husk» der Designerin Patricia Urquiola für B&B Italia.
Was für ein Panorama: Nach Süden grenzt das Grundstück an eine geschützte Bucht mit direktem Zugang zum Zürichsee, im Hintergrund sind die von Wolken weichgezeichneten Berge zu sehen. Auf dem Boden wurden massive Dielen aus Douglasie verlegt, von Dinesen. Blickfang um den Esstisch sind die Schalensessel «Husk» der Designerin Patricia Urquiola für B&B Italia.

Für seinen minimalistischen Bau hatte der Arzt und Unternehmer präzise Vorstellungen: Er wünschte sich einen lichtdurchfluteten Neubau mit sinnlichem Raumerlebnis, bei dem die umgebende Natur die Hauptrolle spielt. Der Bauherr beauftragte mehrere Architekturbüros, bis er in dem Interior Designer und Innenarchitekten Tobias Ackermann einen profunden Ideengeber fand, der seine Wunschvorstellungen auf den Punkt umsetzte. Die Materialisierung der Villa am oberen Zürichsee wollte er nur in erfahrene Hände übergeben. Den rund 460 Quadratmeter grossen Grundriss entwarf ein lokaler Architekt. Er führte die Gespräche mit den örtlichen Behörden. Beton als einer der vielseitigsten Baustoffe der zeitgenössischen Architektur war das ideale Material, um grosse Spannweiten zu überbrücken. Tobias Ackermann von Property One, einem exklusiven Immobilienunternehmen mit Standorten in Zürich, Zug, Basel und Ascona, übernahm das Redesign. Die Landzunge, auf der das neue Domizil steht, wurde künstlich aufgeschüttet mit Abraum für den Bau der Autobahn von Zürich nach Chur. Durch die Insellage haben die BewohnerInnen das Glück, von beiden Hausseiten auf das Wasser schauen zu können. Nach Süden grenzt das Grundstück an eine geschützte Bucht mit direktem Zugang zum Zürichsee, auf der anderen Seite liegt ein Naturschutzgebiet mit Schilflebensräumen für seltene Vogelarten und ebenfalls der See.

Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern wohnte der Radiologe seit 2007 nur wenige Häuser weiter zur Miete. Als er sieben Jahre später erfuhr, dass eine nur wenige Meter entfernte Holzhütte mit 800 Quadratmeter Grund zum Verkauf stand, überlegte der Familienvater nicht lange, denn er und seine Frau kannten die Gegend und die Nachbarschaft ja bestens und wollten, wenn überhaupt, nur in dieser traumhaften Gegend bauen. «Ein Grundstück mit eigenem Seezugang und Blick auf die Berge des Glarnerlands kaufen zu können, zählt zu den absoluten Raritäten unweit von Zürich. Die meisten werden vererbt oder an Immobilienentwickler veräussert», erklärt der Bauherr.

Bis zum eigentlichen Baubeginn im Jahr 2018 dauerte es vier Jahre. Der Aushub nahm ein halbes Jahr in Anspruch, eindringendes Grundwasser durch die direkte Lage am See machte eine aufwendige Betonwanne erforderlich. Der Arzt favorisierte ein puristisches Gebäude mit spannenden Blickachsen in die Landschaft. Es sollte aber trotz der maximalen Wohnfläche kein monolithischer Kubus werden. Viele Vor- und Rücksprünge und raffiniert gesetzte raumhohe Fenster schaffen Spannung und Transparenz. Die horizontale Auffächerung ist schon von der schmalen Zufahrt aus sichtbar: Die Kuben wurden im Obergeschoss so ausgeklügelt miteinander verwoben, dass sie ein Kreuz bilden. In den 90-Grad-Ecken entstanden vier unterschiedlich grosse Terrassen. Rauchglas-Brüstungen schützen die BewohnerInnen vor neugierigen Blicken. Neben dem Hauseingang liess Tobias Ackermann vertikal eloxierte Aluminiumstäbe vor das über Eck verlaufende Fensterband montieren. Sie lassen sich variabel verstellen und tragen dem Wunsch der BewohnerInnen Rechnung, trotz der Fenster ein Mindestmass an Privatsphäre zu haben.

Leben mit der Natur
Der trapezförmige Grundriss verjüngt sich zum See. So war nach Südwesten an der schrägen Längsseite genügend Platz für eine grosszügige Terrasse, die sowohl vom Garten als auch vom Living-Bereich begehbar ist. Von hier erreicht das Ehepaar über eine Aussentreppe das im Untergeschoss gelegene Atrium vor ihrem Wellnessbereich. Die vertikalen Metallstäbe dienen hier als eleganter Zaun und Absturzsicherung. Auf der anderen Längsseite docken ein Geräteschuppen und der Carport an. Der Hauseingang wurde zurückversetzt, um trockenen Fusses in das Gebäude zu gelangen. Der Bauherr entschied sich für das ikonische Glastürsystem Pivot von Sky-Frame, das sich auf einer asymmetrischen Achse öffnet: Die BewohnerInnen und BesucherInnen geniessen gleich im Entreé einen traumhaften Blick auf den See. Raumhohe Fensterelemente mit schmalen Profilen zum Garten und den in vielen Grüntönen schimmernden See machen die Landschaft erlebbar. Sie ist nicht Kulisse – die BewohnerInnen leben mit der Natur.

Der aufgefächerte Kubus bietet auf allen Seiten spannende Sichtachsen in die Landschaft. Optische Spannung entsteht durch die vielen Vor- und Rücksprünge. Die Kuben im Obergeschoss sind so miteinander verbunden, dass sie ein Kreuz bilden.
Der aufgefächerte Kubus bietet auf allen Seiten spannende Sichtachsen in die Landschaft. Optische Spannung entsteht durch die vielen Vor- und Rücksprünge. Die Kuben im Obergeschoss sind so miteinander verbunden, dass sie ein Kreuz bilden.
Die von Robby und Francesca Cantarutti für Fast entworfenen Aluminium-Sessel «Forest» mit ihrer verästelten Struktur der Sitzschale gruppierte das Ehepaar um den Esstisch. Von der Terrasse im Obergeschoss bietet sich ein traumhafter Blick auf den oberen Zürichsee.
Die von Robby und Francesca Cantarutti für Fast entworfenen Aluminium-Sessel «Forest» mit ihrer verästelten Struktur der Sitzschale gruppierte das Ehepaar um den Esstisch. Von der Terrasse im Obergeschoss bietet sich ein traumhafter Blick auf den oberen Zürichsee.

Die komplette Reportage ist im Magazin RAUM UND WOHNEN zu lesen. Die Ausgabe 08•09/23 lässt sich online bestellen.

Styling & Text: Claudia Durian, Fotos: Fotos: Christoph Theurer
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 08•09/23

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