Wo einst die Papierproduktion Geschichte schrieb, entsteht ein Wohnquartier der Zukunft. Die historischen Gebäude sind bereits fertig und bezogen: Hinter denkmalgeschützten Mauern sind 52 Loftwohnungen entstanden, die von einem Flusskraftwerk mit Energie versorgt werden.
Es war 2015 als die Papieri in Cham ihre Arbeit einstellte. Nach mehr als 360 Jahren wurde die gesamte Produktion nach Italien verlegt. Die Papierherstellung war in Cham damit Geschichte, aber wo etwas Altes verschwindet, entsteht immer auch Platz für etwas Neues. In diesem Fall ist das ein zukunftsorientiertes Wohn- und Arbeitsquartier mit über 1000 Arbeitsplätzen und Wohnungen. Die Fertigstellung des gesamten Projekts wird sich noch eine Zeit hinziehen, aber Umbau und Umnutzung der prägenden Bestandsbauten an der Lorze sind bereits abgeschlossen und die neuen BewohnerInnen eingezogen. Unter der Federführung von Boltshauser Architekten aus Zürich entstanden in den denkmalgeschützten alten Papiermaschinenhallen 52 Loftwohnungen und sieben Ateliers.
In einer der begehrten Wohnungen leben Andri Mengiardi, Martina Isler und ihre zwei Kinder. «Unser zweites Kind wurde in einem Krankenhaus ganz in der Nähe geboren», erzählt der Familienvater. «Wenig später fuhren wir auf einer Fahrradtour zufällig an dem alten Gebäude vorbei und sahen ein Plakat, auf dem die Umnutzung des Areals bekanntgemacht wurde. Wir meldeten uns für den Newsletter an, um auf dem Laufenden zu bleiben.» Als die Wohnungen in der Vorvermarktung beworben wurden, ergriff das Paar die Chance. Martina Isler verrät: «Es dauerte nur wenige Stunden, bis die Loftwohnungen verkauft waren.»
Ein Industrieloft ist nicht ganz einfach einzurichten, aber Boltshauser Architekten haben für die zukünftigen BewohnerInnen die perfekten Grundlagen geschaffen. Für das Paar war entscheidend, dass es bestimmte Dinge mitbestimmen konnte. So wurde beispielsweise die Galerie vergrössert, die Wände blieben backsteinsichtig und der Fussboden bekam ein robustes Stirnholzparkett. Andri Mengiardi pflegt eine ausgeprägte Leidenschaft für Inneneinrichtung, der er hier nicht zum ersten Mal freien Lauf liess. «Ich bin CEO eines Technologieunternehmens, aber meine Reise begann ganz woanders. Ich bin auch Koch, das war das erste, was ich gelernt habe, als ich mit 15 Jahren mein Elternhaus in Ardez verliess. Ausserdem liebe ich es, zu tanzen. Was das mit Innenarchitektur zu tun hat? Es geht darum, die Augen zu schliessen, zu fühlen und sich ganz der Vorstellungskraft hinzugeben. Es geht um den Versuch, gängige Muster zu hinterfragen und Risiken einzugehen. Und es geht darum, komplexe Dinge einfach zu machen, damit die einfachen Dinge Raum haben.»
Die komplette Reportage ist in der Ausgabe 10•11/24 vom Magazin RAUM UND WOHNEN veröffentlicht.
Text und Fotos: Ramona Balaban, Bearbeitung Kirsten Höttermann
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 10•11/24