Zurich Design Weeks: Team up

Zukunft lässt sich nicht im Alleingang entwerfen. Sie entsteht dort, wo Menschen sich zusammentun, um neue Wege zu denken. Die Zurich Design Weeks feiern diesen spielerischen Schulterschluss vom 4. bis 14. September 2025 – mit Ideen in Sichtbeton, auf Papier, in Pixeln, Stoffen und Gesprächen. Und mit dem klaren Motto: Team up.

Wenn die Zurich Design Weeks die Stadt in ein Festival der Gestaltung verwandeln, wird die Poster Safari erneut zur Bühne unter freiem Himmel – für freche Typografie, kühne Grafik und jede Menge visuellen Witz. © ALP, Poster Safari
Wenn die Zurich Design Weeks die Stadt in ein Festival der Gestaltung verwandeln, wird die Poster Safari erneut zur Bühne unter freiem Himmel – für freche Typografie, kühne Grafik und jede Menge visuellen Witz. © ALP, Poster Safari
© Schweizer Paraplegiker Stiftung
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© Homeworks
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© Zurich Design Weeks
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Die Zurich Design Weeks präsentiert sich mit dem Motto «Team up». Was das genau heisst? Wer durch Zürichs Ausstellungen, offene Studios, Talkrunden, Interventionen und Installationen wandert, merkt schnell: ­Gutes Design entsteht nicht mehr im stillen Atelier, sondern dort, wo sich Perspektiven kreuzen – zwischen Disziplinen, Marken, Händen und Köpfen. Es geht nicht mehr nur darum, was gestaltet wird, sondern wie und im besten Fall gemeinsam.

Zehn Tage lang wird Zürich zur Plattform für Experimente und Entdeckungen, nicht als lauter Branchentreff, sondern als urbanes Biotop der Ideen. Ob diskursiv, interaktiv, poetisch oder politisch: Design wird hier nicht gezeigt, sondern sinnlich erfahrbar gemacht. Und das ganz bewusst, als Praxis, die verbindet, statt zu vereinzeln. Auf über 40 Orte verteilt versammelt das Programm grosse Marken, junge Labels, Hochschulen, Ateliers, Galerien und Werkstätten. Wer sich durch die Veranstaltung treiben lässt – am besten mit der Übersicht auf der Webseite –, erlebt eine gestalterische Topographie der Gegenwart, geerdet und intelligent.

Räume zum Denken, Räume zum Feiern
Ein besonderer Erfahrungsraum findet sich im Zürcher Trendquartier Binz: das House of Interiors, das am 4. September ein Soft-Opening feiert, lädt zu einer kontemplativen Installation ein, die sich durch ihren Kontrast zum typischen Ausstellungstrubel auszeichnet. Unter dem Titel «In Between Thoughts» entfaltet sich auf 150 m2 eine bewusst entschleunigende Umgebung aus atmenden Textilien, botanischen Kompositionen, Duft, Licht und Klang. Teppiche und Holzschnitzel als weicher Boden, eine leise Brise, Flüstertöne aus unsichtbaren Quellen: Alles wirkt wie eine Einladung zur inneren Einkehr. Die immersive Installation entstand in Kooperation mit Vitra, Création Baumann und der Blumenhalle – sinnlich durchdacht, subtil inszeniert. Im Zentrum: das neue «Slow Sofa» von Vitra, das hier seine Premiere feiert.

Bei Pfister wird Co-Kreation gross geschrieben und die Zurich Design Weeks 2025 werden zum Fest: Das Atelier Pfister, einst als Förderwettbewerb für junge Schweizer Kreative gestartet, feiert in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen. Am 4. September lädt es zur Preview der Kollektion 2025. Gezeigt werden Weiterentwicklungen und Highlights, kuratiert von Alfredo Häberli. Zur Eröffnung führen er selbst, Florian Kneubühler (Brand Manager Atelier Pfister) und weitere DesignerInnen durch die neuen Entwürfe. An den Freitagen darauf folgen Design Talks mit Adrien Rovero, Christoph Hefti, This Weber und Alfredo Häberli.

Wer die Essenz guter Gestaltung sucht, wird in der Zürcher Altstadt fündig. Im eleganten Neumarkt 17 Salon treffen zur Design Week vier starke Positionen aufeinander: Die ikonischen Holzmöbel von Thut zelebrieren klassische Schweizer Handwerkskunst. Lavie bringt mit verantwortungsvoll produzierten Heimtextilien Farbe und Gefühl ins Spiel. Darüber hinaus veredelt die ausdrucksstarke Handschrift von Claudia Caviezel Stoff ebenso wie Objekt. Der Neumarkt 17 selbst schafft dafür einen stimmigen Rahmen, in dem sich Handwerk, Materialliebe und gestalterisches Ethos verbinden. Thema der Schau: «Schere, Holz, Textil».

Design als Dialog
Im Zürcher Hauptbahnhof gibt es einen neuen Grund für einen Zwischenhalt: Ruckstuhl präsentiert in der Filiale des Seifenherstellers Soeder die neue Teppichkollektion «Trix & Robert Haussmann», eine textile Hommage an das Architektenpaar, das Schweizer Design geprägt hat. Mit Bureau Hindermann entsteht dazu die Rauminstallation «wieder spiegeln» – ein Spiel mit Sichtachsen und Motiven aus dem Haussmann-Werk. Der Bahnhof selbst, einst von den Haussmanns mitgestaltet (u. a. ShopVille, Da Capo Bar), wird damit zum begehbaren Museum. Designer Christof Hindermann führt in zwei Touren (Sonntag 7/9, Samstag 13/9 jeweils 16 Uhr) durch Ikonen des Bahnhofs und erklärt das Konzept hinter Installation und Teppichkollektion.

Ein Kapitel, in dem Design auf Fitness trifft, schreibt Techno­gym. In ihrer neu gestalteten Boutique werden die Geräte der «Personal Line» präsentiert – eine Kooperation von Antonio Citterio, Toan Nguyen und italienischer Ingenieurskunst. Hier geht Funktion nahtlos in Ästhetik über, und Wohnzimmer werden zu eleganten Fitnesszonen. BesucherInnen können die Geräte nicht nur testen, sondern sich per Software sogar persönliche Laufstrecken ins Zuhause holen. Wer hinter die Kulissen blickt: Videoinstallationen zeigen, wie aus Skizzen, Roboterprototypen und Testläufen ein stilsicheres Trainingsobjekt wird.

Auch das Atelier von Robert Wettstein zeigt, wie facettenreich Zusammenarbeit im Design sein kann, real und imaginär. In Kollaboration mit Craft-ID entstehen experimentelle Leuchten aus Glas und Styropor zwischen Handwerk, Materialforschung und kreativer Freiheit. Die Ausstellung geht mit der «Tribute Collection» noch weiter; fiktive Dialoge mit Gestaltungsgrössen wie Sophie Taeuber-Arp, Marianne Brandt oder Paul Cézanne finden ihren Ausdruck in poetischen Objekten. Partner für die Umsetzung: Schätti Leuchten. Alle Prototypen sind vor Ort erhältlich.

Stadt als Bühne
Mit der Design Biennale Zürich feiert eines der programmatischen Schwergewichte vom 5. bis 14. September 2025 sein fünftes Jubiläum und verwandelt den Alten Botanischen Garten der Universität Zürich in einen sinnlichen Interaktionsraum für alle Generationen. Im Mittelpunkt: visionäre Designprojekte zwischen Gesellschaft, Technologie und Material. Erstmals werden alle Designsparten einbezogen, von Mode über Game bis Textil. Führungen, Performances und ein frei zugängliches Workshop-Programm ergänzen das vielseitige Angebot.

Die Poster Safari wird erneut zur grossen Freiluftausstellung für Grafik und typografischen Witz. Internationale GestalterInnen zeigen ihre Plakate an markanten (und versteckten) Orten in Zürich – bespielbar über App, Führungen und spielerische Routen. Gestaltung wird hier sichtbar und zum öffentlichen Vergnügen mit Haltung. Und das ist nur ein Auszug: Das vollständige, immer noch wachsende Programm mit weiteren Ausstellungen, Workshops, Talks und Installationen gibt es auf der Webseite.

ZURICH DESIGN WEEKS

© Technogym
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© In guter Gesellschaft
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© Josephine
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Mehr über Design, Wohnen, Möbel und Architektur bietet das Magazin RAUM UND WOHNEN.

Text: Kirsten Höttermann
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 08•09/25

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