Laure Krayenbühl wuchs mit Schweizer Eltern auf – und doch in mehreren Ländern dieser Erde. Die häufigen Umzüge lehrten sie, die Qualität einzelner Objekte zu schätzen: Jedes Mal konnte sie nur ein, zwei Kartons mit persönlichen Dingen mitnehmen. Was liegt da näher, als Objektdesignerin zu werden?
Umzug, mal wieder. Dieses Mal von Biel nach Olten. «Wenn man Kinder hat, dann ist es sehr wichtig, seine Zeit sinnvoll einzusetzen.» Jeweils eine Stunde Arbeit und zurück zu pendeln kam nicht mehr infrage. Also packte Laure Krayenbühl Anfang 2023 ihr bisheriges Studio am Röstigraben in Kartons und zügelte Materialien, Maschinen und Werkzeuge an die Aare. Denn hier lebt sie seit einigen Jahren mit ihrem Partner und den Kindern. Doch auch sonst macht der Umzug Sinn – schliesslich ist es per Bahn von Olten aus ein Katzensprung nach Bern, Basel, Zürich oder auch Lausanne. Denn die frische Herangehensweise einer jungen Schweizer Designerin mit internationalen Einflüssen ist gefragt.
All das, was ihr wertvoll ist, in Kisten packen? Das kennt Laure Krayenbühl nur zu gut. Als Kind zweier welscher Expats aufgewachsen, sog sie mehrere Kulturen in sich auf: «Ich habe eine unheimliche Vielfalt von Wohnformen und Arten zu leben kennen lernen dürfen.» Geboren ist sie zwar in der Schweiz, aber bereits nach wenigen Tagen reisten ihre Eltern mit ihr nach Syrien, wo sie zu dieser Zeit lebten. Einige Jahren später zog die Familie nach England, danach in die nördlichen Niederlande, «wo die Leute noch in Holzpantinen Fahrrad fuhren». Als absolutes Kontrastprogramm folgte ein Umzug nach Kairo. Ihre letzten Schuljahre verbrachte Laure Krayenbühl in der multikulturellen Metropole Den Haag.
Von klein auf hatte sie alle drei bis vier Jahre die Aufgabe, ihre persönlichen Dinge auf einige wenige Stücke zu reduzieren. «Was mir wichtig war und bei mir bleiben sollte, musste in zwei Kisten passen.» Jedes Mal habe sie sich die Frage gestellt: «Was macht mich aus? Worauf möchte ich nicht verzichten?» Laure Krayenbühl lernte also schon früh, sich mit dem Wert von Objekten auseinander zu setzen. «Und ich glaube, das war der wichtigste Grund für das Design-Studium an der ECAL.» Dabei zog sie auch die besonders praxisnahe Ausbildung in Lausanne zurück in die Heimat der Eltern: «Dort arbeitet man schon im Studium an konkreten Aufträgen von Firmen. Das stand in einem wohltuenden Gegensatz zu Designfakultäten in Frankreich, wo die praktische Arbeit nicht so stark im Vordergrund steht.»
Offen & dynamisch
Direkt nach dem Studium ging sie zu Atelier Oi nach La Neuveville und wurde Teil des damals noch eher kleinen Designteams. «Ich habe an den gerade beginnenden Luxusprojekten mitgearbeitet, viele Parfümflacons gestaltet und erste Projekte für Louis Vuitton begleitet.» Weil ihr wichtig war, einige Designs auch wirklich wahr werden zu lassen – sie also in den Geschäften zu sehen – blieb sie sieben Jahre. «Dann habe ich meinen Kindheitstraum endlich wahr gemacht und ein eigenes Studio eröffnet.» Für den Start konnte sie nicht auf Projekte oder AuftraggeberInnen zurückgreifen, die sie quasi abends am Küchentisch akquiriert hatte: Ihr intensives Engagement für Atelier Oi hatte schlicht keine Zeit für anderes gelassen.
A-PROJECTSTUDIO.CH
Mehr über die Designerin Laure Krayenbühl gibt es im Magazin RAUM UND WOHNEN zu lesen. Die Ausgabe 05•06/23 lässt sich online bestellen.
Text: Barbara Hallmann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 05•06/23