Monica Armani ist mit ihrer Herkunftsregion, dem Trentino, verwachsen. Ihre gestalterische Kraft bezieht sie aber nicht nur aus den historischen Stadtkernen, den mächtigen Bergen und den klaren Seen, sondern auch aus den Jahren der Zusammenarbeit mit ihrem Vater, dessen rationalistische Architektur Trient noch heute prägt.
Manchmal bleibt keine Alternative, man muss einfach seinen Weg gehen. So war es auch bei Monica Armani. Als Tochter der Trentiner Architektur-Ikone Marcello Armani hatte sie – selbstverständlich, wie sie heute sagt – am Mailänder Politecnico Architektur studiert. «Meine Welt bestand ja aus Architektur», erinnert sie sich an ihre Kindheit. «Das war das Normalste von der Welt. Wir wohnten in einer schönen, modernen Villa auf einem Hügel, überall um mich herum war Architektur.» Nach dem Abschluss arbeitete sie im Büro des Vaters mit. Marcello Armani hatte in den 1970er-Jahren, in der Nachfolge des italienischen Rationalismus, in der Stadt unter anderem Wohntürme gebaut; die heute auch als Symbol für den wirtschaftlichen Boom dieser Zeit gelten. «Aber ich habe mich nie gedrängt gefühlt, in seine Fussstapfen zu treten, es hat mir wirklich Freude gemacht. Ich wollte das so.» Zehn Jahre arbeitete sie mit dem Vater. «Er war eine Art Meister für mich, hat mir seine Philosophie und seine Vision weitergegeben. Und mich alles über das praktische Bauen gelehrt.» Doch dann, der Weltenlauf wiederholte sich auch hier, trat ein anderer Mann in Konkurrenz zum Vater. Luca Dallabetta, damals junger Bauunternehmer, eroberte das Herz von Monica Armani. Seine Firma lief einige Jahre sehr gut, dann kam Anfang der 1990er-Jahre die Mani-Puliti-Krise und in der Baubranche ging nichts mehr.
Aus dieser Krise erwuchs die Karriere der Designerin Monica Armani. Denn gemeinsam mit Luca kam sie auf eine sehr gute Idee: Warum nicht die Tische vermarkten, die sie ursprünglich für Lucas Büros entworfen und gebaut hatte. Entstanden war das Design aus einem schlichten Grund: In den Möbelprogrammen der Zeit hatten sie einfach nichts passendes für die Arbeitsräume von Luca und seinem Team gefunden. Einige Jahre später, zur Zeit der Krise, recherchierten sie nochmals – und noch immer gab es nichts Vergleichbares. «Also bauten wir eine Firma auf und entwickelten eine ganze Büromöbelserie, die Erfolg hatte. Viele internationale Kunden, darunter die Büros von Tadao Ando und Norman Foster, verwendeten unsere Designs für ihre Architekturprojekte.» Nach und nach kamen externe Auftraggeber hinzu, die Lizenzen für Monica Armanis Entwürfe erwarben. Auf dem Salone 2010 schliesslich präsentierten sie und Luca Neuheiten mit drei Firmen.
Damals musste Monica Armani, die nach wie vor im Architekturbüro ihres Vaters mitarbeitete, sich entscheiden: Wollte sie sich weiter dem Möbeldesign widmen, musste sie den Vater nach zehn Jahren intensiver Zusammenarbeit verlassen. «Mein Vater war nicht glücklich darüber und hat mich am Anfang auch nicht wirklich unterstützt», erzählt sie. «Er wollte mir ja irgendwann sein Büro übergeben. Aber jetzt, nach vielen Jahren, ist er stolz auf das, was geworden ist.»
Kein Wunder, schliesslich kann der Vater zu Recht stolz sein auf die Tochter. Mittlerweile ist der Entwurf der ersten Tischserie mit dem Namen «Progetto Uno» zur Ikone geworden, insgesamt 50000 Stück davon wurden weltweit verkauft. Seit vielen Jahren produziert und vertreibt B&B Italia die Serie, wenn auch in abgespeckter Form.
MONICA ARMANI
Mehr über die Designerin Monica Armani gibt im Magazin RAUM UND WOHNEN zu lesen. Die Ausgabe 08•09/23 lässt sich online bestellen.
Text: Barbara Hallmann
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 08•09/23