Im Flow

Aus Sicht der skandinavischen Designkooperative Note braucht die Welt weniger Stress und mehr Flow, weniger Arbeits- und mehr Wohnzimmer. Wie genau das aussehen könnte, zeigen die Stockholmer Kreativen mit ihrer Sitzmöbel-Kollektion «Adagio» für Wittmann Möbelwerkstätten.

Die Bezeichnung adagio verlangt in der Musik ein ruhevolles, sehr langsames Tempo. Eine Gelassenheit, die die Designer von Note zu einer gleichnamigen Serie an fliessend geformten, entspannt auftretenden Sitzbänken und Poufs inspiriert hat. Foto: Max Rommel.
Die Bezeichnung adagio verlangt in der Musik ein ruhevolles, sehr langsames Tempo. Eine Gelassenheit, die die Designer von Note zu einer gleichnamigen Serie an fliessend geformten, entspannt auftretenden Sitzbänken und Poufs inspiriert hat. Foto: Max Rommel.

Einen Besuch in der Werkstatt von Wittmann vergisst man nicht so schnell. Denn das Handwerk, das beispielsweise in der Fertigung von «Club 1910» steckt, ist eindrücklich. Wer einmal gesehen hat, wie aufwendig es ist, wenn eine der Näherinnen die quadratischen Lederstücke aneinandersetzt (jeweils mit einer Kedernaht!) und ein Polsterer im Anschluss Bezug und Möbel zusammenfügt, weiss, wie hoch handwerkliches Können bei dem österreichischen Möbelhersteller gehandelt wird. Im Hinblick auf das Design verfügt Wittmann Möbelwerkstätten über ein einzigartiges Erbe, in dessen Zentrum lange die ikonischen Entwürfe Josef Hoffmanns standen. Auch der Sessel «Club» von 1910 stammt aus seiner Feder. Doch nachdem es Anfang der 2000er-Jahre etwas still um die Firma aus dem niederösterreichischen Etsdorf geworden war, entwarf Jaime Hayon 2015 das Sofa «Vuelta» und zeigte damit, dass dem Unternehmen auch zeitgenössisches Design gut steht.
Seit 2021 setzt eine Riege junger DesignerInnen unter der Art Direction von Luca Nichetto diesen Weg fort. Zu ihnen gehören bekannte Namen wie Lyndon Neri und Rossana Hu, Oki Sato, Arthur Arbesser und seit diesem Jahr auch Kristoffer Fagerström und Malin Engvall vom skandinavischen Designstudio Note. Letztere präsentierten zu Beginn des Jahres die Kollektion «Adagio», welche trotz aller Unterschiede sichtbar in der Tradition von Josef Hoffmann steht. Die Sitzmöbel sind von einer klaren Formensprache geprägt, die mit Liebe zum Detail die handwerkliche Expertise des Unternehmens unterstreicht: Ihr Korpus ist von charakteristischen Steppnähten überzogen. «Es braucht ein hohes Mass an Perfektion, um die geschwungenen Nähte so exakt über alle Flächen hinweg weiterzuführen», verrät Kristoffer Fagerström. Sie werden auf eine weiche Lage Schaumstoff gesteppt, sodass eine leichte Bombierung entsteht, die Pouf und Bänken ihre Plastizität verleiht. Warum Note Design nicht einen Entwurf für einen Sessel und ein Sofa vorlegten? «Unsere Aufgabe lautete, einen flexibel einsetzbaren Pouf zu gestalten», sagt Malin Engvall. «Aber erst die geschwungene Bank spannt den Raum auf und animiert zur Interaktion.» In der Lederversion erinnert die Kollektion übrigens besonders an Hoffmanns legendären Entwurf: Jedes Stück Leder wird separat von Hand zugeschnitten und einzeln mit einem Keder vernäht.

WITTMANN.AT
NOTEDESIGNSTUDIO.SE

Kristoffer Fagerström und Malin Engvall gehören dem interdisziplinären Stockholmer Designstudio Note an, das 2008 als reines Architekturbüro begann und sich seitdem zu einer produktiven, weltweit tätigen Design-Gruppe entwickelte. Foto: Max Rommel.
Kristoffer Fagerström und Malin Engvall gehören dem interdisziplinären Stockholmer Designstudio Note an, das 2008 als reines Architekturbüro begann und sich seitdem zu einer produktiven, weltweit tätigen Design-Gruppe entwickelte. Foto: Max Rommel.
Die grafischen Schwünge, welche die Kollektion prägen, sollten so mühelos aussehen wie Pinselstriche eines Malers.
Die grafischen Schwünge, welche die Kollektion prägen, sollten so mühelos aussehen wie Pinselstriche eines Malers.
In der Tradition von Josef Hoffmanns Sessel «Club 1910» sind die einzelnen Teile der Lederversion von «Adagio» mit einer Kedernaht vernäht.
In der Tradition von Josef Hoffmanns Sessel «Club 1910» sind die einzelnen Teile der Lederversion von «Adagio» mit einer Kedernaht vernäht.

Text: Kirsten Höttermann, Fotos: Wittmann Möbelwerkstätten
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 08•09/23

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