Wie man mit zeitgenössischem Design der traditionellen Schnitzkunst eine Zukunft geben kann, zeigt das bosnische Label Zanat. Dabei sind die Schnitzereien nicht bloss Dekoration, sondern Ausgangpunkt für den Entwurf.
«Am Anfang hiess es, mit dem neuen Design würde ich die Traditionen kaputt machen,» sagt Orhan Niksic, «aber das stimmt nicht. Das Handwerk ist immer noch dasselbe.» Mit Handwerk meint er die Holzschnitzkunst, die jedes Möbel von Zanat ziert. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler lenkt zusammen mit seinem Bruder Adem die Geschicke des Familienunternehmens in vierter Generation. Kein leichtes Erbe und Orhan wollte es vorerst auch gar nicht antreten. Seine ersten Versuche in der Schnitzwerkstatt hatte sein Vater mit einem wohlwollenden Lächeln und dem Rat «Junge, sei fleissig in der Schule» kommentiert. Und Orhan hielt sich daran, machte Abitur, ging mit 17 als Austauschüler in die USA und studierte später an der renommierten Stanford University in Kalifornien. Sein Weg führte ihn zur Weltbank nach Israel, bis er sich vor acht Jahren doch entschied, das Unternehmen zusammen mit dem Bruder in die Zukunft zu führen. «In erster Linie hatte ich wohl Sehnsucht nach der Familie», erklärt er. Aber wer Orhan über das Handwerk und seine Heimat reden hört, weiss, es war nicht der einzige Grund, weshalb er nach Bosnien zurückgekehrt ist. Er fühlt sich dem Land tief verbunden, bedauert, dass noch immer so viele junge Menschen ihre Perspektiven im Ausland suchen müssen. Und er liebt die Handwerkskunst seiner Familie, will sie jedoch nicht einfach kopieren, nicht «vom Ruhm der Alten leben», wie er in einer Dokumentation sagte, sondern der heutigen Situation anpassen und «der Familientradition einen eigenen Stempel aufdrücken».
Der Erfolg der Familie Niksic beruht auf traditionellen Schnitzmustern wie die der Bosnischen Rose. Entstanden sind sie in Konjic bereits im 19. Jahrhundert – wo sie auch der Urgrossvater von Orhan und Adem erlernte. Er gab sie an seinen Sohn weiter, der einen Beruf daraus machte und 1919 schliesslich eine Werkstatt namens Rukotvorine (Handwerk) eröffnete. In Konjic war er bei weitem nicht der einzige. Der kleine Ort, der ca. 60 km südlich der Hauptstadt Sarajevo liegt, entwickelte sich zu einem Zentrum der Holzschnitzer. Sie stellten hauptsächlich Möbel her, die sie mit einem Mix aus osmanischem und europäischem Dekor verzierten. Blumen und Blätter waren damals beliebt, jede Schnitzwerkstatt, jede Familie hatte ihren eigenen Stil und ihre eigenen Muster. Im Laufe der Zeit waren diese Art von Möbeln aber immer weniger gesucht. Betrieb für Betrieb musste seine Arbeit einstellen....
Den vollständigen Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe 10•11/23 vom Magazin RAUM UND WOHNEN, diese lässt sich online bestellen.
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Text: Kirsten Höttermann
Aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 10•11/23