Neue Wege: Teppichkunst aus Schweizer Natur

Reisen kann man spontan unternehmen oder sorgfältig planen – beides hat seine Berechtigung. Doch wer sich gründlich auf die Reise ins neue Jahr vorbereitet hat, geht zielstrebig und bewusst vor. So wie die Teppichmanufaktur Kramis, die mit ihrer neuen Kollektion in die Region und die umgebende Natur führt – mit aller Konsequenz.

Die neue Kollektion ist die erste, die aus Schweizer Naturmaterialien gefertigt wird. Die ausgewogene Mischung aus 50 % Wolle und 50 % Leinen verleiht den Teppichen ein zurückhaltendes, doch lebendiges Aussehen mit changierenden Farbnuancen, die die Schönheit der heimischen Natur widerspiegeln.
Die neue Kollektion ist die erste, die aus Schweizer Naturmaterialien gefertigt wird. Die ausgewogene Mischung aus 50 % Wolle und 50 % Leinen verleiht den Teppichen ein zurückhaltendes, doch lebendiges Aussehen mit changierenden Farbnuancen, die die Schönheit der heimischen Natur widerspiegeln.
Vor über 20 Jahren entwarf Alexa Blum ihre erste Kollektion für das Familienunternehmen in Altbüron. Mit der neuen Kollektion «Swisscraft» hat sie Natur­verbundenheit zeitgemäss, poetisch und fein inter­pretiert. Foto: Lucca Blum.
Vor über 20 Jahren entwarf Alexa Blum ihre erste Kollektion für das Familienunternehmen in Altbüron. Mit der neuen Kollektion «Swisscraft» hat sie Natur­verbundenheit zeitgemäss, poetisch und fein inter­pretiert. Foto: Lucca Blum.

In der Schweizer Teppichmanufaktur Kramis tuftet man Träume aus Wolle und Leinen – und neuerdings aus Heimatliebe. Der Gedanke, eine Kollektion aus rein regionalen Naturmaterialien zu produzieren, kam zwar immer wieder auf, konnte aber bislang nicht weiterverfolgt werden. Entweder gab es in der Schweiz keine passenden Lieferanten, oder die Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse der Kleinstbetriebe waren schlicht nicht effizient und rentabel genug, um den konstanten Materialbedarf der Teppichproduktion zu decken. Aus diesen Gründen wurden bisher nur Leinen aus Frankreich und Wolle aus Neuseeland bezogen.

Doch nun ist es der Teppichmanufaktur Kramis nach einer mehrjährigen, intensiven Entwicklungsphase gelungen, die gesamte Produktionskette mit zahlreichen Partnern in der Schweiz aufzugleisen und neu zu strukturieren. So entstand erstmals eine Kollektion, die zu hundert Prozent aus Schweizer Naturmaterialien besteht und hier entworfen und gefertigt wird: «Swisscraft». Die Vorteile regionaler Rohstoffe liegen auf der Hand, erklärt Alexa Blum, die mit ihrem Designbüro seit über 20 Jahren in loser Reihenfolge Kollektionen für Kramis entwickelt. «Nachhaltigkeit, Transparenz, Qualität und eine viel bessere Ökobilanz, da lange Transportwege wegfallen, sind das eine», erklärt sie. «Zudem fördern wir die Schweizer Wirtschaft: Regionale Landwirte liefern uns die Schafwolle, die in der Wollspinnerei Huttwil verarbeitet wird, und die Firma Swiss Flax baut im Emmental Flachs an, aus dem Leinen gewonnen wird.» Die Schweizer Natur in all ihren Facetten ist das zentrale Thema, um das sich die gesamte Kollektion dreht – die Herstellung aus einheimischen Materialien bildet dabei den Grundstein. 

Die Farb- und Formgestaltung der Kollektion war für Alexa Blum im wahrsten Sinne des Wortes eine Spielwiese. «Kramis ist wie ein riesiger Baukasten, der mir alle Werkzeuge zur Verfügung stellt, ich muss sie nur bedienen.» Durch die Möglichkeit, auch die Formen frei zu gestalten, erhalten die Teppiche ein spielerisches Element, das eine starke Wirkung entfaltet: Es verleiht Räumen Leben und Leichtigkeit. Die Designerin entschied sich für drei Grundformen. Dabei überlagern sich in jedem der drei Entwürfe drei Teilformen und ergeben ein rundes, quadratisches oder rechteckiges Gesamtbild. Jeweils drei Farbnuancen ergeben ein von drei definierten Colorits, die für jeden Teppich gewählt werden können. Auch die Grösse bietet viel Spielraum: Die Formen sind individuell skalierbar. So bildhaft und blumig die Designerin über ihre Entwurfsphase spricht, so schnell entsteht in der Fantasie des Zuhörers eine sinnliche Reise durch die Berglandschaft und ihre Lichtstimmungen: Die Alpenpässe Albula, Furka und Umbrail standen Pate für die Formen der Teppiche, während die Colorits Morgentau, Mittagsblüte und Abendstern fast poetisch die verschiedenen Tageszeiten widerspiegeln. Über hundert Farbkombinationen wurden in der Entwicklungsphase diskutiert – schliesslich einigte man sich auf drei zurückhaltende, zeitlose und dennoch ­lebendige Farbstellungen. Diese setzen sich aus den Eigenschaften von Wolle und Leinen zusammen, die das Gesamtbild der Teppiche prägen. 

Der farbige Glanz des Leinens wird von der voluminösen Wolle in einem gedeckten Farbton umhüllt. Je nach Betrachtungswinkel entsteht so ein ­lebendiges Farbspiel, das die Zerbrechlichkeit, Lebendigkeit und Eleganz der Natur einfängt. Doch es gibt noch einen weiteren Grund, warum sich Alexa Blum für diese Farben entschieden hat. Als Designerin beschäftigt sie sich seit langem mit der Wirkung evidenzbasierter Farbkonzepte in der Architektur. «Zum einen werden wir uns an den Naturtönen nicht sattsehen, da sie auch im Wechsel der Zeit ihre Aktualität behalten. Zum anderen erzeugen die Teppiche ein Gefühl von Wohlbefinden, vermitteln Ruhe und Gelassenheit, wie wir sie auch draussen in der Natur empfinden.» All das sind Aspekte, die mitschwingen und einen Gedanken unterstreichen, der Alexa Blum besonders wichtig ist: «Wir denken darüber nach, womit wir uns umgeben und damit, wie wir leben wollen.» Dabei spielen Farben und Formen eine zentrale Rolle. Die Natur ist nie aus der Mode – und ihre positive Wirkung bleibt zeitlos. «All das wollen wir mit unserer Kollektion «Swisscraft» einfangen und widerspiegeln. Deshalb gibt es die Teppiche nicht in aufdringlichen Farben, sondern in natürlichen Tönen und lebendigen Nuancen.» Die Reise in die Regionalität hat mit der neuen Kollektion erst begonnen. Sie ist ein wichtiger erster Schritt in eine nachhaltige, ökologische und ressourcenbewusste Zukunft. Langfristig soll sie für Kramis eine neue Ära einläuten: die vollständige Umstellung auf Schweizer Materialien.

KRAMIS

DESIGNALEXABLUM

Allein die Farbwahl war ein Prozess, der Zeit ­brauchte. Ebenso wie die gesamte Entwicklung der Kollektion «Swisscraft», die als Pionier ein Statement für Natur, ­Nachhaltigkeit und Swissness setzt und das Bewusstsein für den Wert unserer Umwelt schärft.
Allein die Farbwahl war ein Prozess, der Zeit ­brauchte. Ebenso wie die gesamte Entwicklung der Kollektion «Swisscraft», die als Pionier ein Statement für Natur, ­Nachhaltigkeit und Swissness setzt und das Bewusstsein für den Wert unserer Umwelt schärft.
Der rechteckige «Furka», der quadratische ­«Umbrail» (Foto) und der runde Teppich «Albula» (Foto oben) sind von den Formen der Alpenpässe inspiriert. Freie Formen, wie sie den Teppichen zugrunde liegen, sind eine ­Besonderheit der Manufaktur.
Der rechteckige «Furka», der quadratische ­«Umbrail» (Foto) und der runde Teppich «Albula» (Foto oben) sind von den Formen der Alpenpässe inspiriert. Freie Formen, wie sie den Teppichen zugrunde liegen, sind eine ­Besonderheit der Manufaktur.

Mehr über Wohnen und Design gibt es in der Ausgabe 02•03/25 vom Magazin RAUM UND WOHNEN zu entdecken.

Text: Silja Cammarata
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 02•03/25

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