Alles begann mit der Suche nach dem richtigen Licht. Ein junges, kreatives Paar aus Luzern fand eine Antwort, die nicht nur das Schweizer Leuchtendesign prägte. Sie schuf auch die Grundlage für ein Familienunternehmen, das mit seinen dynamischen Leuchten eine neue Lichtästhetik in Bewegung brachte.
Rosemarie Baltensweiler verstand es meisterhaft, Licht in Bewegung zu setzen. Ihre Leidenschaft für Design und Technik prägte nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das eines ganzen Unternehmens, das sie 1951 gemeinsam mit ihrem Ehemann Rico im luzernischen Ebikon gründete. Dank ihres untrüglichen Gespürs für Gestaltung, ihrer Erfahrung im Bereich der Konstruktion und ihrer interdisziplinären Denkweise wurde sie zu einer Pionierin des Schweizer Leuchtendesigns, auch wenn ihr Einstieg in dieses Gebiet eher zufällig erfolgte. Unzufrieden mit der statischen Beleuchtung an ihrem Arbeitsplatz entwickelte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann die Leuchte «Type 600». Das flexible Gelenk, das die Leuchte in alle Richtungen beweglich machte, wurde rasch zum Sinnbild für Innovation und setzte einen Meilenstein in der Schweizer Designgeschichte.
Der Geist von Rosemarie Baltensweiler ist im Unternehmen bis heute spürbar. Flora Meier, ihre Enkelin, erinnert sich an die Anfänge, an eine Kindheit zwischen Werkstatt und Büro, an die vertrauten Abläufe und das enge Miteinander, das bis heute den Alltag prägt. Bei einem Rundgang durch die Manufaktur wird deutlich, wie eng Design, Produktion, Verkauf und Kundenkontakt miteinander verwoben sind. «Der familiäre Umgang untereinander und die Möglichkeit, sich in jedem Bereich einzubringen, sind für uns ein grosser Erfolgsfaktor», betont sie. Die flachen Hierarchien und der interdisziplinäre Austausch unter den 40 Mitarbeitenden tragen dazu bei, dass seit jeher die unverkennbaren Leuchten aus Stahl und Aluminium entstehen, die für ihr ästhetisches Design und die klugen Lichtlösungen über die Schweiz hinaus bekannt sind und echte Swissness in sich tragen. «Klar könnten wir auch günstiger im Ausland produzieren», erklärt Flora Meier, «aber Qualität, Nachhaltigkeit und Regionalität hatten bei uns schon immer oberste Priorität, über alle drei Generationen hinweg.»
Fast 75 Jahre Leuchtendesign versammeln sich heute im deckenhohen Regal der Cafeteria, wo das Portfolio der Firma ausgestellt ist. Die zeitlose Ästhetik der Leuchten macht es schwer, ihr Alter zu erraten – ein Zeichen für die Beständigkeit des Designs. Vielseitigkeit und vor allem Flexibilität sind weitere Eigenschaften, die ihnen zugrunde liegen. Bewegliche Elemente wie Gelenke oder Magnete ermöglichen individuelle Lichtlösungen, die sich an unterschiedliche Bedürfnisse anpassen lassen. Die Entwicklung jeder neuen, dynamischen Leuchte erfolgt mit Sorgfalt und Präzision. Erst wenn alle Details wie Design, Ansteuerung, Effizienz, Farbwiedergabe, Indirekt- und Direktlicht sowie Dimmbarkeit stimmen, kommt ein neues Modell auf den Markt. Diese sind meist als Familien konzipiert, die es in verschiedenen Ausführungen gibt. Sie sind also darauf ausgelegt, lebenslange Begleiter zu werden – ein Prinzip, das Nachhaltigkeit und Langlebigkeit fördert. Für ältere Modelle wie «Halo» oder «Spagetto» besteht deshalb auch die Möglichkeit, sie von Halogen- auf LED-Technik umzurüsten. LEDs kommen bereits seit 2001 zum Einsatz, beispielsweise bei der Leuchte «Fez», deren Form und Name von der gleichnamigen, im Orient und auf dem Balkan verbreiteten Kopfbedeckung inspiriert ist – eine Region, die die Familie Baltensweiler oft mit vollgepacktem Bus bereiste. Die ausziehbare und bewegliche Leuchte mit dem aus Aluminium gefertigten, richtbaren Kopf ermöglicht einen vielseitigen Einsatz. Dank zwei separat steuerbarer LEDs für direktes und indirektes Licht ist sie äusserst flexibel. Anlässlich ihres 10-jährigen Jubiläums erschien «Fez» als Steh- und Tischleuchte in den Farben Smaragd und Rioja, die dem klassischen Design eine frische Note verleihen.
Mit «Irio» demonstrierte das Unternehmen erneut seine Innovationskraft. Den Auftakt zu dieser Serie bildete die Stehleuchte «Irio S». Ihre drei Leuchtenköpfe lassen sich dank Magnetkontakten werkzeuglos entlang der Stange positionieren, drehen und neigen. Diese Konstruktion ermöglicht maximale Lichtvariabilität bei zurückhaltender Formgebung. Neben der schienengeführten Pendelversion wird ab Herbst eine Wandleuchte das Sortiment ergänzen, die sich optional als flexible Leseleuchte an Regalböden klippen lässt. «Irio» ist für uns etwas ganz Besonderes», sinniert Flora Meier, «denn es war die letzte Leuchte, zu der meine Grossmutter ihre Meinung beigesteuert hat.» Damit steht sie sinnbildlich für ein Lebenswerk, das im Familienunternehmen mit Stolz und Bedacht weitergeführt wird.
Mehr Designideen gibt es in der Ausgabe 08•09/25 vom Magazin RAUM UND WOHNEN.
Text: Silja Cammarata
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 06•07/25