Sie stammen ursprünglich aus dem Fashion-Bereich und kennen sich mit Trends bestens aus: Die drei Stil-ExpertInnen Claudia Herke, Cem Bora und Annetta Palmisano recherchieren als Stilbüro Bora.Herke.Palmisano schon einige Jahre im Auftrag der Frankfurter Messe. An der «Ambiente» zeigte das Trio, welche Formen, Farben und Materialien uns 2023 begeistern werden. Wir haben uns von ihren Trends inspirieren lassen.
Mixed-Reality-Ästhetik trifft das Unbekannte oder auf englisch «unknown beauty – strange + gracious». Die Sehnsucht nach neuen, überraschenden Erfahrungen spielt beim ersten der drei Ambiente-Trends eine entscheidende Rolle. Anders formuliert: Das Unerwartete hält Einzug in unsere vertraute Lebensumgebung. Farblich kein zurückhaltender Trend, denn hier werden intensive, extravagante Farben mit lieblichen und sanften Nuancen kombiniert. Es darf schimmern und schillern und auch die Materialien geben sich nicht dezent, sondern treten selbstbewusst nach vorn. Passend dazu paaren sich unkonventionelle Oberflächen mit abstrakten Formen.
Gibt den Ton an: Regal «Free» von Jakob Wagner in den Farben von Tekla Evelina Severin, MONTANAFURNITURE.COM
Echtes Goldstück: Stehleuchte «Negresco» von Pierre Dubois & Aimé Cécil, ROCHE-BOBOIS.COM
Mosaik aus Spiegelsplittern: Tisch «Brasilia» von Fernando und Humberto Campana, EDRA.COM
Mit «Calming nature – careful + pleasant» erkennen Bora.Herke.Palmisano einen weiteren Trend, der ganz auf die besänftigende Kraft der Natur setzt. Vertreten sind hier nicht nur organische Formen und sanfte Farben, sondern auch Marken, die einen behutsamen Umgang mit Ressourcen pflegen. Dazu passen sanfte, natürliche Farbtöne, die Namen wie Stein, Ton oder Moos tragen, aber auch Rosé-Nuancen. Die Natur fliesst bei dieser Trendwelt immer mit ein, deshalb spricht sie eine klare, ruhige Formensprache.
Kuschelige Vielfalt: Modulares Sofa «All Together» von Kati Meyer-Bruehl, BRUEHL.COM
Alles Pappmaché: Gefäss-Kollektion «Earth» von Marie Michielssen, SERAX.COM
Hauteng umhüllt: Sessel «Uncover» von Marie C. Dorner, LIGNE-ROSET.COM
Für zwanglose Pausen: Daybed «Guna» von Chiara Andreatti, GERVASONI1882.COM
Die DesignerInnen lassen sich von klassischen, ikonischen Designs inspirieren, setzen diese aber grundsätzlich neu und modern um. «Lasting ideas – passionate + evocative» nennen Bora.Herke.Palmisano den dritten Trend des noch jungen Jahres. Hier geht es modular und vielfältig zu. Dabei bewegt sich die Farbpalette von Petrol- und Blaunuancen bis hin zu intensivem Orangerot mit Violett- und Gelbschattierungen – als einzelne Farbe eingesetzt oder auch kombiniert in grafisch-plakativen Mustern. Gegensätze sind möglich, denn es kommt auf das Gesamtkonzept an. Zum Einsatz kommen softe wie auch massive Materialien, natürliche, aber auch wiederverwertete Werkstoffe.
Mix & Match für Form und Bezug: Sofa «Edgy» von Pauline Junglas, BRETZ.DE
Anpassbarer Stauraum: Möbelsystem «Alea», KETTNAKER.COM
Modular und waschbar: Sofa «Anorak» von Patricia Urquiola, Foto: Alessandro Paderni, MOROSO.IT
Sanfte Wasserfarben: Sofa «Polder», Hella Jongerius, VITRA.COM
Ökologisches Design für drinnen und draussen: Sessel «Farmer» von Gerd Lange, COR.DE
Spielerisches Design: Teppich «Chess» Arthur Arbesser, WITTMANN.AT
Text: Kirsten Höttermann und Ursula Bünter
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 02•03/23