Mehr Wärme, bitte!

In Erlenbach hat 1988 der renommierte Architekt Ernst Gisel ein brutalistisches Haus gebaut. Die Innenarchitektin Victoria-Maria Geyer hat es renoviert und ihm den Wohlfühlfaktor gegeben, den das Domizil einer vierköpfigen Familie braucht.

Im Wohnzimmer steht ein von Michel Ducaroy entworfenes Sofa neben einem roten Ständer von Sara Regal Alonso. Auf dem Ständer steht eine Taccia-Lampe aus den 1960er Jahren von Pier Giacomo Castiglioni und Achille Castiglioni. Die Kunst an der Wand: Löben Reiter Yeah, 2019, Andi Fischer/Sies + Höke, Düsseldorf. Peppi Bottrop/Sies + Höke, Düsseldorf Fotos: Belen Imaz, Copyright: Victoria-Maria Geyer.
Im Wohnzimmer steht ein von Michel Ducaroy entworfenes Sofa neben einem roten Ständer von Sara Regal Alonso. Auf dem Ständer steht eine Taccia-Lampe aus den 1960er Jahren von Pier Giacomo Castiglioni und Achille Castiglioni.
Die Kunst an der Wand: Löben Reiter Yeah, 2019, Andi Fischer/Sies + Höke, Düsseldorf. Peppi Bottrop/Sies + Höke, Düsseldorf
Fotos: Belen Imaz, Copyright: Victoria-Maria Geyer.

Wer ernsthaft Kunst sammelt, will nicht zwingend wie in einem Museum leben. Erst recht nicht, wenn er zwei Kinder hat und auch dann nicht, wenn er ein Haus des renommierten Architekten Ernst Gisel besitzt. So jedenfalls sehen das die Besitzer des 1988 von Gisel gebauten Hauses in Erlenbach. 2021 konnten sie das Haus mit Blick auf den Zürichsee erwerben. Sein Architekt gehört zu den grossen Schweizern und auch wenn seine bekanntesten Gebäude in Deutschland stehen, finden sich hierzulande ebenso herausragende Bauten wie das Parktheater in Grenchen im Kanton Solothurn oder die Werkhalle der Lehni AG in Dübendorf.

Den Auftrag für die Renovierung erhielt die in Brüssel lebende Innenarchitektin Victoria-Maria Geyer. Wer sich ihr Portfolio ansieht, weiss warum: Geyer gelingt es auf gefühlvolle Weise, Wohlbehagen in den kühlsten Räumen zu erzeugen. Genau die richtige Interior Designerin, um der brutalistischen Ikone aus Beton und Stahl Wärme und Textur zu verleihen. Der Respekt, den Geyer vor dem berühmten Schweizer Architekten mitbrachte, hinderte sie nicht daran, den Auftrag zu übernehmen. Doch «weil Gisels Entwurf so einzigartig war, konnte ich nicht einfach die Materialien verwenden, mit denen ich gerne arbeite: Seide, Samt», sagte sie kürzlich während eines Interviews. Stattdessen setzte sie auf Messing, raue Textilien und Natursteinoberflächen.

Die Farbpallette bewegt sich zwischen Grau, Weiss und Beige; kräftige Töne kommen durch die Kunstsammlung der Eigentümer ins Spiel sowie durch bewusst gesetzte Akzente. Diese, wie der grüne Tisch in der Küche, stammen zum Teil aus dem Atelier der Innenarchitektin. Mit viel Feingefühl schaffte sie es, den Stil des Gebäudes zu erhalten, setzte zugleich aber neue, zeitgemässe Akzente. Durch die Kombination wertiger Oberflächen mit einer ansprechenden Haptik, dem Mix aus gedeckten und starken Farbtönen sowie den ausgesuchten Textilien und Tapeten bleibt der eigenwillige Charakter des Hauses erhalten. Und dennoch respektiert das Neue den Bestand auf eine selbstverständliche Art.

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Die Küche gehört zu den Lieblingsräumen der Innenarchitektin. Die Fronten sind aus gebürstetem Messing, die Kücheninsel ist aus dunklem, spanischem Marmor. Die Holzdecke gehört zum ursprünglichen Bestand. Für den Boden kam neu der fugenlose, mineralische Spachtelbelag Texolit Rustico zum Einsatz. Der grüne Tisch, auch «Roger Table» genannt, wurde von Victoria-Maria Geyer entworfen. Das Gemälde «Creation Deterioration Conservation» (2017) ist von Pamela Rosenkranz.
Die Küche gehört zu den Lieblingsräumen der Innenarchitektin. Die Fronten sind aus gebürstetem Messing, die Kücheninsel ist aus dunklem, spanischem Marmor. Die Holzdecke gehört zum ursprünglichen Bestand. Für den Boden kam neu der fugenlose, mineralische Spachtelbelag Texolit Rustico zum Einsatz. Der grüne Tisch, auch «Roger Table» genannt, wurde von Victoria-Maria Geyer entworfen. Das Gemälde «Creation Deterioration Conservation» (2017) ist von Pamela Rosenkranz.
Runde Wandabschlüsse, ungewöhnliche Fensterpositionen, Durchbrüche und eine offene Galerie erzeugen einen ständigen Perspektivwechsel. Im Arbeitszimmer stehen ein «Quaderna»-Schreibtisch von Zanotta aus dem Jahr 1970 sowie ein «Eames»-Chair von Vitra.
Runde Wandabschlüsse, ungewöhnliche Fensterpositionen, Durchbrüche und eine offene Galerie erzeugen einen ständigen Perspektivwechsel. Im Arbeitszimmer stehen ein «Quaderna»-Schreibtisch von Zanotta aus dem Jahr 1970 sowie ein «Eames»-Chair von Vitra.
Die Dusche ist mit italienischem Travertin Romano ausgelegt, die Armaturen der Serie «Tara» in Dark Platinum gebürstet, stammen von Dornbracht. Im Badezimmer hängt das Gemälde «Boat in Workshop» (2008) von Kevin Cosgrove an der Wand. © 2022 Artists Rights Society (ARS), New York / IVARO, Dublin
Die Dusche ist mit italienischem Travertin Romano ausgelegt, die Armaturen der Serie «Tara» in Dark Platinum gebürstet, stammen von Dornbracht. Im Badezimmer hängt das Gemälde «Boat in Workshop» (2008) von Kevin Cosgrove an der Wand. © 2022 Artists Rights Society (ARS), New York / IVARO, Dublin
Die Treppe ist ein zentrales Element des von Maria-Victoria Interior Design umgestalteten Wohnhauses das 1988 von Ernst Gisel entworfen wurde.
Die Treppe ist ein zentrales Element des von Maria-Victoria Interior Design umgestalteten Wohnhauses das 1988 von Ernst Gisel entworfen wurde.

Text: Kirsten Höttermnn
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 02•03/23

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