Möbelneuheiten aus Mailand
Schönes Spektakel
Für Designfans beginnt das Jahr im April, wenn in Mailand die neuen Möbelkollektionen vorgestellt werden. Wer kann, feiert das schöne Spektakel auf dem Messegelände in Rho oder in den Showrooms der Stadt, wo sich Kreative aus aller Welt tummeln. RAUM UND WOHNEN war vor Ort und hat mehr Messestände, Showrooms, Events und Vernissagen besucht als je zuvor. Welche Trends das neue Jahr bringt? Die Lust am Design der Siebziger bleibt und erweitert ihr Farbspektrum um Bordeauxrot und Orange. Metall, Glas und Lack feiern ein Comeback und Polster werden tief und kissenweich.
Weiche Polster, die von Kissen inspiriert waren, sah man am diesjährigen Salone nicht nur einmal. Der Aufruf, es sich bequem zu machen, erging auch von Willo Perron, der das Sofa «Perron Pillo» vorstellte. Foto: Federico Cedrone. KNOLL INTERNATIONAL.
Wer «Ernest» sehen wollte, musste geduldig anstehen. Denn Jean-Marie Massaud hat das Sofa für Poliform entworfen - und der Andrang am Stand des italienischen Unternehmens war riesig. Die Zusammenstellung von «Ernest» ist ebenso frei wie die Wahl des Bezugs, für den verschiedene Stoffe und Leder zur Verfügung stehen. POLIFORM.
in Metallband umschliesst die Marmor- oder Glasplatten der Couchtische «Diagramma». Dadurch entsteht ein interessantes Wechselspiel von offenen und geschlossenen Flächen sowie unterschiedlichen Materialien. Design: Giampiero Tagliaferri. MINOTTI.
Der deutsche Sitzmöbelhersteller residierte wie immer im temporären Showroom in der Via Solferino im Brera Design District. Und wie immer lohnte sich ein Besuch - nicht nur wegen der Räumlichkeiten, sondern vor allem wegen der fein aufeinander abgestimmten Möbel. Zu den bemerkenswerten Neuheiten zählte das Sofa «Siwa» des spanischen Designstudios Altherr Désile Park. Foto: Laura Thiesbrummel. COR.
Die Chaiselongue der Kollektion «Clip» von Francesco Rota wirkt wie ein präzise gefaltetes Band. Die Betrachtung des Möbels aus verschiedenen Blickwinkeln verändert die Wahrnehmung seiner Geometrie. Auch Desalto setzte auf seinem Stand in Rho auf die Trendfarbe Bordeaux. DESALTO.
«Osuu» heisst der neue Stuhl, mit dem Walter Knoll seine Kompetenz im Biegen von Holz unter Beweis stellt. Der Stuhl ist extrem leicht und hat das Potenzial zum Lieblingsmöbel: Wer einmal seine Hände auf die weiche Oberfläche gelegt hat, wird sie kaum mehr loslassen können. Design: Foster + Partners. WALTER KNOLL.
Der von Giuseppe Bavuso entworfene Barschrank «Rialto» zeichnet sich durch ein Brückenelement aus stranggepresstem Metall aus, das dem Möbel Leichtigkeit und Transparenz verleiht. Die Struktur ist in 46 Farben erhältlich, für die Türen stehen glänzendes und mattes Glas sowie Holz zur Auswahl. RIMADESIO.
Im Innenhof des ehemaligen Erzbischöflichen Priesterseminars präsentierte Audi die visionäre Ausstellung «Reflaction». Konzipiert von Studio Bjarke Ingels wurde dem Publikum ein inspirierendes und fesselndes Zusammenspiel von Technologie und Design geboten, wobei zum ersten Mal das neue Mitglied der Audi-Familie, der «Q6 e-tron», zu sehen war. Ein Besuch lohnte sich vor allem für diejenigen, die sich neben innovativer Technik auch für gute Architektur interessierten: Das Gebäude, das seit 2022 das Luxushotel Portrait Milano beherbergt, wurde von Michele De Lucchi restauriert. AUDI / LUNGARNO COLLECTION.
Keramik ist ein Material, in dessen Verarbeitung Cattelan grosses Know-how besitzt. Erstmals setzte der Hersteller es - wie hier beim Tisch «Napoleon» - für Platte und Gestell ein. Die aktuelle Kollektion umfasst vier neue Keramiken, die von Natursteinen wie Travertin inspiriert sind. CATTELAN ITALIA.
Noch nicht ganz hundert Jahre alt, aber immerhin schon 90 wird Molteni & C. in diesem Jahr. In Anlehnung an das eigene grosse Erbe hat die italienische Traditionsmarke das ikonische Sofa «Due Foglie» von Gio Ponti neu aufgelegt. MOLTENI & C.
Das Bett «Yuna» ist am schönsten, wenn es inmitten eines eleganten Schlafzimmers steht. Das leicht geschwungene Kopfteil besteht aus zwei horizontalen, gepolsterten Paneelen, deren Rückseite mit Leder bezogen ist, während Vorderseite und Liegefläche auch in Stoff gehüllt werden können. FLOU.
Spiegelflächen liegen 2024 voll im Trend. Jacopo Foggini fertigte gleich einen ganzen Tisch daraus, den er passenderweise «Phantom» nannte. Im Raum scheint sich das Möbel regelrecht aufzulösen, da es alles um sich herum reflektiert. EDRA.
Im Showroom in der Via Felice Cavallotti präsentierte Roche Bobois seine neueste Zusammenarbeit: die Kollektion «Bamboo Mood» der in Shanghai geborenen Designerin Jiang Qiong Er. Sie umfasst ein Sofa, aber auch einen Paravent, eine Konsole, Cocktailtische, Teppiche und Keramik. ROCHE BOBOIS.
Das Sofa «Gruuve» ist von der freigeistigen Ästhetik der Siebzigerjahre inspiriert. Deshalb steht es auch am besten mitten im Raum, wo sein schöner Schwung und die abgerundeten Profile am wirkungsvollsten zur Geltung kommen. Design: Patricia Urquiola. Foto: Studio Eye. MOROSO.
Das besondere Merkmal der Sofakollektion «Loya» sind die überhängenden Arm- und Rückenlehnen. Sie sind leicht geneigt und laden zum bequemen Sitzen ein. Design: Studio Truly Truly. LEOLUX.
Wie polierter Bernstein wirken die Glasobjekte von Sabine Marcelis, die für ihren poetischen Umgang mit spiegelnden Oberflächen und Farbnuancen bekannt ist. Sie können Couchtische, Beistelltische oder einfach Objekte sein, die die Schönheit des Materials reflektieren und mit Licht und Schatten spielen. ACERBIS.
Bezugsquellen:
Mehr Möbelneuheiten, die in Mailand vorgestellt wurden, sind in der Ausgabe 06•07/24 vom Magazin RAUM UND WOHNEN zu entdecken.
Text: Kirsten Höttermann
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 06•07/24